Die Europäische Gesamtschule Insel Usedom begrüßt euch zu der Ausstellung „Was ihr nicht seht“ von Dominik Lucha. Wir freuen uns sehr, dass ihr euch gemeinsam mit uns auf eine rassismuskritische Reise begebt und wünschen uns, dass wir miteinander und voneinander lernen und wichtige Impulse mit in unseren Alltag nehmen.
Dieser Begleittext ist besonders für weiße Menschen geschrieben. Aber natürlich sind auch Schwarze Menschen und People of Color herzlich eingeladen, durch die Ausstellung zu gehen. Solltet ihr selbst Opfer von Rassismus bzw. Diskriminierung sein, möchten wir euch an dieser Stelle von Herzen bitten, gut auf euch aufzupassen. Manche Aussagen können re-traumatisierend sein.
„Ich sehe keine Unterschiede zwischen Menschen.“, „Ich nehme Hautfarben gar nicht wahr.“, „Weiß, schwarz, braun, grün, gelb – für mich sind alle gleich.“
Diese Aussagen sind – auch wenn wahrscheinlich meistens gar nicht so gemeint – nicht nur etwas naiv, sondern tatsächlich auch rassistisch. Und wir beweisen mit solchen Aussagen, wie privilegiert wir sind. Weiße Privilegien bedeuten, dass wir uns entscheiden können, ob wir hingucken – auch dahin, wo es wehtut. Oder eben auch nicht. Wir können rassistische Äußerungen überhören oder wir können genau zuhören und etwas dagegen sagen. Wir können vor uns selbst behaupten, dass für uns Hautfarbe keine Rolle spielt, aber dann negieren wir die alltäglichen Rassismuserfahrungen, die Schwarze Menschen und People of Color tagtäglich in Deutschland machen. Und das ist fatal. Denn nicht nur die rassistischen Aussagen und Fragen an sich verletzen unsere Mitbürger:innen, sondern auch unser Schweigen, unser Nicht-Sehen-wollen.
„Was ihr nicht seht“ lautet der Titel dieser Ausstellung. Denn: Gemeinsam mit hunderten Schwarzen Menschen in Deutschland macht Dominik Lucha sichtbar, was oft ungesehen bleibt. „Was ihr nicht seht“ thematisiert auf eindrückliche und zugängliche Weise den Alltagsrassismus, den Schwarze Menschen und People of Color in Deutschland erleben. Dominik Lucha stammt aus Ravensburg und lebt mit seiner Familie auch hier. Er arbeitet hauptberuflich als Medienproduzent. Im Juni 2020, nach der Ermordung George Floyds und den BlackLivesMatter-Protesten, startete er das Projekt auf Instagram und hat mittlerweile 104 Tsd. Follower:innen. Auf dem Insta-Kanal können Schwarze Menschen anonym über ihre Rassismus-Erfahrungen in Deutschland berichten – und weiße Menschen können lernen, antirassistisch zu werden.
Wir möchten euch einladen, heute mit offenen Augen und mit einem offenen Geist durch diese Ausstellung zu gehen. Lasst die Sätze auf euch wirken. Stellt euch die Situationen vor und überlegt, was das mit den betroffenen Personen gemacht hat. Und dann kommt ins Gespräch miteinander: Was könnt ihr das nächste Mal tun, wenn ihr Rassismus wahrnehmt?
Wir freuen uns, dass ihr den ersten Schritt auf eurer rassismuskritischen Reise gemacht habt.
Eure Europäische Gesamtschule Insel Usedom